Cyberangriffe treffen heute längst nicht mehr nur große Konzerne. Immer häufiger werden kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Opfer, weil ein externer Dienstleister oder Zulieferer kompromittiert wurde. In einer zunehmend vernetzten Wirtschaft bedeutet das: Die eigene Sicherheit hängt auch von der Sicherheit anderer ab. Genau hier liegt eine der größten, oft unterschätzten Gefahren – die Lieferkettensicherheit.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist Pflicht
In vielen KMU herrscht noch das Prinzip des gegenseitigen Vertrauens gegenüber Partnern. Doch Vertrauen ersetzt keine Überprüfung. Wenn ein IT-Dienstleister, Softwareanbieter oder Cloud-Betreiber Opfer eines Angriffs wird, kann dies unmittelbare Folgen für alle verbundenen Unternehmen haben. Angreifer nutzen kompromittierte Systeme, um Schadsoftware weiterzuverbreiten oder auf Kundennetze zuzugreifen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein regionaler Handwerksbetrieb wurde über den infizierten Remote-Server seines Lohnabrechnungsdienstleisters angegriffen. Obwohl der Betrieb selbst keine Sicherheitslücke hatte, kam es zum Datenabfluss sensibler Mitarbeiterdaten. Dieses Szenario verdeutlicht, dass IT-Sicherheit entlang der gesamten Lieferkette gedacht werden muss.
Rechtliche Verantwortung entlang der Kette
Mit der EU-Richtlinie NIS-2 und dem Cyber Resilience Act rücken Unternehmen stärker in die Pflicht, Sicherheitsmaßnahmen auch bei ihren Partnern sicherzustellen. Wer Daten mit Dritten teilt oder Dienstleistungen auslagert, bleibt rechtlich mitverantwortlich. Gerade für KMU bedeutet das: Es reicht nicht aus, sich auf Zusicherungen zu verlassen. Dienstleisterverträge sollten verbindliche Sicherheitsanforderungen, Auditrechte und Meldepflichten enthalten.
Auch die DSGVO verlangt, dass Verantwortliche nur mit Auftragsverarbeitern zusammenarbeiten, die ausreichende technische und organisatorische Maßnahmen nachweisen können. Eine einmalige Prüfung zu Beginn der Zusammenarbeit genügt dabei nicht – regelmäßige Kontrollen sind notwendig.
Typische Risiken in der Lieferkette
- Fehlende Transparenz über eingesetzte Subunternehmer oder IT-Komponenten
- Unklare Verantwortlichkeiten im Sicherheitsfall
- Mangelnde Verschlüsselung und Zugriffskontrolle bei Datentransfers
- Ungeprüfte Software-Updates oder Cloud-Integrationen
- Keine Sicherheitsvereinbarungen in Dienstleistungsverträgen
Gerade in kleineren Unternehmen sind diese Punkte selten dokumentiert oder geprüft – ein ideales Einfallstor für Angreifer.
Wie KMU ihre Partner absichern können
Eine sichere Lieferkette beginnt mit klaren Prozessen. Unternehmen sollten zunächst eine Übersicht aller externen Dienstleister und Systeme erstellen, die auf interne Daten oder Netzwerke zugreifen. Anschließend gilt es, diese nach Kritikalität zu bewerten und gezielt abzusichern. Empfehlenswert sind:
- vertragliche Festlegung von Sicherheitsstandards (z. B. ISO 27001 oder BSI Grundschutz)
- Sicherheits- und Datenschutz-Selbstauskunft vor Vertragsbeginn
- Nachweis regelmäßiger Penetrationstests oder Sicherheitsaudits
- Verpflichtung zur sofortigen Meldung von Sicherheitsvorfällen
- Kontrolle und Dokumentation aller Datenflüsse
Darüber hinaus kann ein zentrales Lieferantenmanagement helfen, Risiken systematisch zu bewerten und Prioritäten zu setzen. Wer nur auf technische Lösungen setzt, greift zu kurz – organisatorische Maßnahmen sind ebenso wichtig.
Praxisbeispiel
Ein mittelständisches Produktionsunternehmen führte ein standardisiertes Sicherheits-Onboarding für neue Dienstleister ein. Jeder Partner musste vor Vertragsunterzeichnung eine kurze Checkliste zur IT-Sicherheit ausfüllen. Anschließend erfolgte eine Bewertung durch den internen Informationssicherheitsbeauftragten. Das Ergebnis: weniger Störungen, höhere Transparenz und ein messbar gestiegenes Vertrauen in die eigenen Prozesse.
Fazit
Lieferkettensicherheit ist kein Thema nur für große Konzerne. Gerade KMU sind ein attraktives Ziel für Angreifer, die sich über schwächere Glieder in die IT-Systeme schleusen. Wer externe Partner sorgfältig auswählt, überprüft und klare Sicherheitsanforderungen vertraglich festlegt, reduziert das Risiko erheblich. Informationssicherheit endet nicht an der Unternehmensgrenze – sie muss entlang der gesamten Wertschöpfungskette gedacht werden.
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